சாமியாருக்கு ஒரு மணப்பெண்

"Julian Swami hat geheiratet!", sagte Raghunath Rao. Obwohl ich es schon wusste, fragte ich: "Wirklich?"

"Es hat in Kanpur oder Lucknow eine Moslemfrau geheiratet". sagte Raghunath Rao. Diese Mitteilung war lediglich als Information und nicht als Kommentar gedacht.

"Es war weder in Kanpur noch in Lucknow, sondern in Agra. Außerdem ist die Frau keine Moslem-Frau, sie ist eine Sindhi-Frau.

"Ach, du hast es schon gewusst?"

"Ich habe es auch nur gehört. Kishan Chand Bhai erzählte es mir.

"Wird 'es', ich meine, Julian Swami wieder mal in unsere Gegend kommen oder für immer dort bleiben?"

"Ich habe keine Ahnung, aber falls ich etwas erfahre, sage ich dir Bescheid. Wenn du etwas erfahren solltest, dann lass es mich wissen.

Raghunath Rao verabschiedete sich von mir und ging. Ich musste laut lachen. Wir bezeichneten Julian Swami als 'es', als Neutrum, aber die uns unbekannte Sindhi-Frau als 'sie', eben nach dem natürlichen Geschlecht.

Für die echten Asketen haben Begriffe wie 'ich' und 'mein' keine Bedeutung mehr. Sie bezeichnen den menschlichen Körper als 'Fleischhaufen', 'bloß Körper', 'Klotz', Luftbeutel', 'Fresssack', 'irdener Wasserkrug' usw. Warum sollte man sie also nicht als 'es' bezeichnen?

Es hat einige Zeit gedauert, bis ich Julian als 'es' bezeichnen konnte. Zum ersten Mal begegnete ich ihm in einer Versammlung mit dem Philosophen, J. Krishnamurthy. Schmaler Körper, 1,80 m groß, safranfarbenes Veshti am goldfarbenen Körper, ein ebenfalls safranfarbenes Tuch an der Schulter, lange Haare und Vollbart. Seine langsamen Bewegungen erinnerten an Persönlichkeit, von der man sagen würde, sie habe vor zweitausend Jahren als Gottessohn unter den Menschen gelebt.

In den Versammlungen bei J. Krishnamurthy redeten nicht mal Freunde und Bekannte miteinander. Wie sollte man da mit einem fremden Europäer ein Gespräch anfangen? Bei einer anderen Versammlung jedoch, wo Schwelgen keinerlei Rolle spielte, habe ich Julian Swami kennengelernt.

Er erzählte mir, er wohne in einem Haus in Madras, das einem Ashram ähnelte. Ich habe ihn dann dort besucht. Er war von Südafrika nach Indien gekommen, um hier Hatha-Yoga zu lernen. Er war in seinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr. Sein Großvater väterlicherseits war Deutscher, die Mutter kam aus Belgien.

"Man kann in Sûdafrika Halbeuropa begegnen", behauptete Julian. "Da sind Engländer, Franzosen, Deutsche, Belgier, Spanier, Italiener.., alle." In dieser Atmosphäre aufgewachsen, war Julian auf der Suche nach Gott.

Ein nicht so bekannter Hindu-Asket hatte Julian Panchatcharam gelehrt. Jemand hatte ihm gesagt, dass er Yoga lernen sollte, um sein Ziel zu erreichen. Zu diesem Zeitpunkt fiel ihm ein Buch über Hatha-Yoga verfasst von Theo Bernhard in die Hände. Als Julian zweiundzwanzig Jahre alt wurde, landete er in Indien.

"Gibt es in Afrika keine religiösen Weltanschauungen und Glaubenslehrer?", wollte ich ihn fragen.

Als ob er meine Frage schon antizipiert hätte, sagte er: "Schweigen ist wichtig im Selbsterfahrungsprozess. Das werde ich nur in Indien finden, dachte ich."

In unserem ersten Gespräch ging es eher um Gott als um die Welt. Ich fand es, ehrlich gesagt, etwas kindisch, dass ein hellhäutiger junger Mann nach Indien geflüchtet war, um hier Gott zu suchen. Er hatte schon viel gelesen und hatte passende Antworten auf vielerlei philosophische Fragen parat. So viel Belesenheit, dachte ich, würde für seine Suche eher ein Hindernis sein als Hilfe.

Als ich Julian zum zweiten Mal besuchte, war er gerade dabei, Yogaübungen zu machen. Innerhalb einer halben Stunde übte er fünfzig bis sechzig Asanas.

Schweißgebadet stand er da, als ob er sich seinen Körper mit Öl eingerieben hätte. "Wir haben seit Generationen so viele verschiedene Tiere verspeist, in meinem ganzen Leben werde ich den Gestank nicht los!", sagte er. Dann fragte er: "Was haben Sie da in der Hand?"

Ich hatte einen großen Umschlag aus Glanzpapier in der Hand. Damals war es unter den Hindi-Fimproduzenten üblich, dass jeder zumindest einen Film über Banditen produzierte. Ein Bandit namens Bhupath aus dem Sambhal-Tal hatte sich Richtung Pakistan abgesetzt. Aber einer, der Mansingh hieß, wurde in einer Schießerei mit der Polizei erschossen. Als die Polizei seine Leiche zu seinem meilenweit entlegenen Dorf transportierte, weinten die Bewohner aller Dörfer, die auf dem Weg lagen. In dem Umschlag, den ich in der Hand hielt, war eine Einladung zur Premiere des Films "Ganga-Jamuna", dessen Produzent Dilip Kumar war. Dilip Kumar spielte In dem Film den Banditen.

Ich wollte eigentlich den Umschlag samt Einladung wegwerfen, aber Julian Swami war schneller. "Es ist eine Einladung zu einer Filmvorstellung.

Das ist etwas, was außerhalb Ihres Lebensbereichs liegt und deshalb uninteressant für Sie ist. Außerdem ist es kein guter Film."

"Hast du den Film gesehen?", fragte er.

"Erst Morgen ist die Premiere."

"Woher weißt du denn, dass der Film nicht gut ist?"

"Aus meiner bisherigen Erfahrung mit Hindi Filmen."

"Dieser Film könnte doch anders sein, oder?"

Julian Swami wollte die Einladung haben. Er ging tatsächlich hin und sah sich den Film "Ganga-Jamuna" an. Ein normaler Inder hätte diesen Film nur als einen weiteren Film von Dilip Kumar zur Kenntnis genommen.

Aber der Film erschütterte Julian Swami. Noch drei Tage nachdem er im Kino war, konnte er nicht schlafen, sagten die Nachbarn.

Julian wusste eine Menge über das Sambhal-Tal und die Menschen, die im Unionsstaat Madhya Pradesh lebten, In seinen Augen handelte es sich bei diesem Film um kein Phantasieprodukt, sondern um den gelungenen Ausdruck eines Teilaspekts des seit Jahrhunderten dauernden grauenhaften Kriegs zwischen Recht und Unrecht innerhalb der gesamten Menschheit. Dass ein indischer Film solch ernsthafte und tiefe Gedanken in einem Menschen hervorrufen konnte, überraschte mich.

Der Weltblick von Julian Swami erweiterte sich sehr schnell. Alles, was er sah, interpretierte er eigenständig. Seine Handschrift war wie Malerei. Er schrieb auch Gedichte auf Englisch. Ein Gedicht war über eine Frau, die Wäsche zum Trocknen aushängt. "Ist es eine Szene aus Ihrem Land?", fragte ich.

"Kannst du morgen um elf Uhr hier bei mir vorbeischauen?"

"Ich muss ins Büro."

"Komm doch für zehn Minuten!"

"Gut, ich komme."

Am nächsten Tag war ich Punkt elf Uhr dort. Julian war nicht im Haus. Die Hausbesitzerin sagte:
"Er ist oben auf der Dachterrasse.

Ich ging hinauf. Julian lag trotz der großen Hitze mit geschlossenen Augen auf dem Rücken auf der Terrasse. Als ich an ihn herantrat, öffnete er die Augen.

"Ich zeige dir mein Gedicht", sagte er und ging an die Brüstung. Ich folgte ihm. Man konnte von dort die Hinterhöfe der benachbarten Häuser sehen. "Sieh dir mal das dritte Haus an !", sagte er.

An dem Ziehbrunnen saß eine Frau und wusch Wäsche. Nachdem sie die Wäsche ausgewrungen hatte, hängte sie sie an der Wäscheleine zum Trocknen auf. "Schau mal genau hin!", sagte Julian. Zunächst fiel mir gar nichts auf. Die Frau hängte etwa fünfzehn Wäschestücke auf und ging wieder ins Haus. Die Wäsche flatterten in der Luft und sahen wie ein schönes Kolam aus.

Sie hatte die Saris, Veshtis und dazwischen kleinere Wäschestücke, so ordentlich aufgehängt, dass es keine Falten zu sehen gab. Sie nahm jeweils ein Stück aus dem Eimer und hängte es auf. Die Reihenfolge war keineswegs geplant. Es war Alltagsarbeit, aber sie wurde ordentlich und zugleich ästhetisch durchgeführt.

Julian und ich, wir redeten immer über viele Themen. Die philosophischen Themen traten langsam in den Hintergrund. Julian fing an, viel zu lächeln und zu lachen. Er malte viele Bilder. Jemand lud ihn eines Tages nach Madurai ein. Nach zwei Tagen erreichte uns aus Madurai die Nachricht, dass Julian verhaftet worden sei und in Untersuchungshaft sitze. Ein Richter aus Madras kannte Julian. Mit seiner Hilfe bekamen wir Julian frei und brachten ihn nach Madras.

Da Julian Ausländer war, brauchte er von der zuständigen Behörde in Indien eine Aufenthaltserlaubnis. Außerdem musste auch einen gültigen Pass haben. Da es zwischen Südafrika und Indien keine diplomatische Beziehung gab, musste er wegen jeder Kleinigkeit nach Delhi fahren.

Damals gab es kein Gebäude wie den 'Shastri Bhavan', in dem sich heute mehrere staatliche Behörden unter einem Dach befinden. Die Behörden lagen recht verstreut in der ganzen Stadt. Wir, Julian und ich, gingen zuerst zur Einwanderungsbehörde. Man sagte uns dort, Julian sollte zuerst zu der Ausländerbehörde gehen.

Diese war in Nungambakkam. Dort sagte man uns, Julian sollte zuerst seinen Pass verlängern lassen. Ein Beamter dieser Behörde sagte mir im Vertrauen: "Ich habe einen freundlichen Rat für Ihren Freund. Sagen Sie ihm, er soll auf safranfarbene Kleidung verzichten, den Bart abrasieren und wie eine normale Person aussehen. So, wie er momentan aussieht, wird er sicher jedem auffallen. Wenn er aber ganz normal aussehen würde, könnte er in unserem riesengroßen Land unter den Millionen von Menschen jahrelang unentdeckt leben!"

Ich hatte weder die Erfahrung noch die nötigen Beziehungen, die Probleme von Julian Swami zu lösen. Wozu brauchte er eine Genehmigung von vier verschiedenen Behörden? Warum sollten sich die Ausländer in Indien bei einer Behörde melden, wenn es für die Millionen Inder nicht mal Personalausweise gibt?

Das waren Sachen, von denen ich kaum etwas verstand. Julian schien jedoch diese Sachen sehr gut zu verstehen. Je mehr ich bei den Gesprächen zwischen den Beamten diverser Behörden und Julian dabei war, desto klarer wurde mir das. Warum hatte Julian nicht vorher etwas unternommen, sondern gewartet, bis die Lage ernst wurde?

Ich stellte ihm diese Frage und er antwortete lächelnd: "Ich bin doch Asket, oder?"

"Wollen Sie nicht lieber ein Asket im eigenen Land sein?" "Hier kann ich mit einem Lendentuch und barfuß herumlaufen. In Südafrika kann man keinen Augenblick ohne Anzug und Schuhe auftreten. Ich würde dort viel schneller im Gefängnis landen als hier. Die hellhäutigen Europäer müssen sich in Südafrika so benehmen, als ob sie direkt vom Himmel gekommen sind. Das ist eine Quälerei, die ich nicht ertragen kann."

"Die Polizei hier in Madurai hat Sie ja auch misshandelt."

"Das stimmt, aber nachher haben sie sich bei mir entschuldigt und sogar um meinen Segen gebeten!"

"Morgen müssen Sie noch den Richter aufsuchen! Ich kann leider nicht mitkommen.

"Ist schon gut."

Ich verabschiedete mich von ihm. Beim Abschied sagte er: "Ein Europäer kann zwar Inder werden, aber ein europäischer Asket kann niemals Inder werden, die Asketen haben keine Wahl. Dass sie in ihr eigenes Land zurückkehren und dort sterben müssen, ist ihr Schicksal.“

Als ich ihn nach zwei Tagen besuchen ging, sagte man mir, er sei schon verreist. .

Nach zehn Tagen kam Julian zu mir. Es war abends gegen neun Uhr. Draußen regnete es

"Hast du das gesehen?", fragte er mich und zeigte mir ein Bündel, das mit Stoff umwickelt war.

"Was ist das?"

"Das sind die Dokumente, die man von mir verlangt hat", sagte er mit einer gequälten Miene.

"Wollen Sie etwas essen?"

"Danke, nein. Im Kino nebenan läuft ein Film, den ich sehen möchte. Kommst du mit?"

Es handelte sich um einen Film auf Englisch, eine Verfilmung von drei Erzählungen von Edgar Allan Poe. Man benötigte eine gewisse innere Stärke, Reife und auch Mut, um die Erzählungen von Edgar Allan Poe zu lesen und zu genießen.

Die Vorstellung begann. In der ersten Geschichte ging es um einen Mann, der mit seiner Frau in einem Schloss lebt, das außerhalb der Stadt liegt. Der Mann hasst seine Frau. Als sie einmal krank wird, vergiftet er sie, indem er ihr etwas Giftiges als Medikament verabreicht. Die Beerdigung findet statt, bevor die Tochter, die in der Stadt studiert, im Schloss eintrifft. Der Mann will auch seine Tochter umbringen, aber die Mutter erscheint in der Nacht als Geist und warnt die Tochter. Die Tochter schließt die Tür von außen ab und läuft aus dem Schloss weg. Der Vater will sie verfolgen. Bevor er die Tür von innen aufbrechen kann, wird das Schloss von einem Blitz getroffen und brennt nieder, der Vater kommt um.

Als die Vorstellung zu Ende ging und wir das Kino verließen, regnete es. Wir kamen triefend nass zu Hause an. Ich gab Julian ein Veshti von mir, damit er sich etwas Trockenes anziehen konnte.

"Keiner kann behaupten, er habe im Leben nur einen einzigen Fehler gemacht. Wenn man einen Fehler macht, dann folgt ein anderer, dann ein anderer und so weiter, bis man stirbt", sagte Julian plötzlich.

"Nein Swami! Edgar Allan Poe ist bekannt für seine groteske Phantasie."

"Das ist keine Phantasie. Das ist wahrhaft keine Phantasie."

Ich fragte ihn in dem Augenblick:

"Sagen Sie mal! Wo ist das Bündel mit den Dokumenten?"

"Ich habe es außerhalb des Kinos irgendwo weggeworfen."

"Um Gottes willen! Wo denn? Wo?"

"Das weiß ich nicht mehr, es war sowieso stockdunkel."

"Wie bitte?"

"Ich habe es in die Gosse in der Nähe des Kinos geworfen."

Ich nahm einen Regenschirm und rannte dorthin. Es war stockdunkel und es regnete immer noch. Die Gosse war voll vom Regenwasser. "Ich werde verrückt!", dachte ich, steckte mein Bein in die Gosse und suchte und suchte, fand aber nichts. Ich kam total enttäuscht und aufgeregt zurück.

Julian war noch wach. Ich nahm ein Handtuch, trocknete meine Haare ab und fragte:

"Warum haben Sie das gemacht?"

"Ist doch mein Problem! Warum regst du dich auf?"

Ich hatte keine Antwort.

"Einer, wie du, hat diese Dokumente für mich zusammengestellt. Es ist gut so, dass sie jetzt weg sind. Jetzt brauche ich in meinem Leben nicht mehr einen Fehler nach dem anderen zu machen. Jetzt bin ich endlich ein echter Asket. Ich habe keinen Namen, keine Heimat und keinen Wohnsitz."

Vor Tagesanbruch war Julian weg. Es hat zwei Tage gedauert, bis seine safranfarbene Kleidung wieder trocken war.

Als ich auf dem Markt Kishan Chand Bhai traf, fragte er: "Wissen Sie, wo Julian Swami heute lebt?"

"Keine Ahnung ! Ich habe ihn seit drei Monaten nicht mehr gesehen." "Er ist in Agra. Er hat eine Verwandte von mir geheiratet."

"Waren Sie bei der Hochzeit?"

"Ich habe es erst später erfahren. Außerdem Ist es sehr umständlich, nach Agra zu fahren."

Damals gab es nur den 'Grand Trunk Express', wenn man mit dem Zug nach Delhi fahren wollte. Wenn ich es rechtzeitig gewusst hätte, wäre ich zur Hochzeit gefahren. Da ich mehrmals mit Julian bei den Behörden gewesen war, wusste ich in einer Sache gut Bescheid. Ein Ausländer, der eine indische Staatsangehörige heiratet, hat eine gute Chance, in Indien eingebürgert zu werden. Gerade aus diesem Grund muss Julian geheiratet haben.

Raghunath Rao holte von Kishan Chand Bhai die Adresse von Julian. Wir hatten vor, nach dem Holifest nach Agra zu fahren. Davor kam jedoch ein Telegramm, dass Julian Swami nicht mehr am Leben sei. Er soll gestorben sein, als er Yogaübungen machte. Das musste bei der Ausführung der Kesari- Asana passiert sein. Das Eheleben von Julian hat nicht mal ein paar Wochen gedauert. Julian Swami konnte leider kein indischer Staatsbürger werden, dafür hatte er immerhin eine Inderin zur Witwe gemacht.