சுந்தர்

"Wir müssen uns unbedingt eine Kuh kaufen", beschlossen wir, denn wir hatten die Nase voll von Büffeln und waren am Ende unserer Kräfte. Immerhin verheißt es Glück, eine Kuh im Hinterhof zu haben, da sie ein Symbol für die Göttin Lakshmi ist.

Wir hatten die Büffel nicht hereingebeten. Aus einem mysteriösen Grund ist uns eines Tages ein sich herumtreibender Büffel einfach zugelaufen. "Er bleibt sicher nur einige Tage!" dachten wir. Er hatte sich jedoch entschlossen, für ewig bei uns zu bleiben. Als er nach einiger Zeit keine Milch mehr gab, kauften wir einen anderen. Als dieser auch keine Milch mehr lieferte, kauften wir eben einen dritten.

Da wir immer Probleme hatten, einen Diener zu finden, haben wir abwechselnd den Kuhmist gesammelt. Alle fünf oder sechs Tage machten wir daraus Kuhfladen. Wir haben aus einer Mischung von Kuhmist und Holzkohle Kugeln geformt. Wir haben diese Kugeln in der Sonne trocknen lassen. Wir haben dann sogar im Sommer im heißen Wasser gebadet.

In unserem Hinterhof gab es einen kleinen Berg von aufgestapelten Kuhfladen und Mistkugeln. Zwischen zwei solchen Bergen lagen kauend die Büffel. Sie hatten sicher ein geheimes Abkommen miteinander. Nur einer von ihnen konnte gemolken werden. Es gab auch Zeiten, wo alle drei keinen Tropfen Milch lieferten.

Alle guten Dinge, aber auch schlechten, sagt man, haben mal ein Ende. Einer der Büffel starb. Ein anderer verschwand auf einmal. Der dritte sollte in vier bis fünf Monaten kalben. Mittlerweile wollte meine ältere Schwester mit ihrem Kleinkind zu uns kommen und einige Monate bleiben. Eher eine Kuh kaufen als dem Milchmann den Hof machen - das war unsere Überlegung, denn zwei der Baumstümpfe zum Anbinden der Büffel waren ja sowieso frei.

Die Nachricht, dass wir vorhatten, eine Kuh zu kaufen, verbreitete sich in der Nachbarschaft wie Wildfeuer. Gerade diejenigen, die keinerlei Beziehung zu einer Kuh hatten, waren eigentlich mehr aufgeregt. Die Ratschläge, die wir unaufgefordert bekamen, haben uns so verärgert, dass wir manchmal dachten, vielleicht sollten wir doch keine Kuh kaufen. Wir wurden dann doch etwas trotzig und sagten uns, gerade wegen solcher Leute müssen wir zu Hause eine Kuh haben. Wir haben uns etwa fünfzehn Kühe angeschaut, darunter befanden sich sowohl eine sehr junge, die demnächst kalben sollte, und eine ganz alte, die schon achtmal gekalbt hatte.

Zuerst gingen mein Vater und ich und inspizierten die infrage kommende Kuh. Dann kamen wir nach Hause und beschrieben meiner Mutter die Farbe, die Länge der Hörner und die anderen Merkmale. Meine Mutter reagierte immer skeptisch, da sie von dem Urteilsvermögen meines Vaters nicht zu sehr überzeugt war. Also gingen wir nun alle drei, um die Kuh nochmals zu besichtigen. Jedes Mal hatte man die betreffende Kuh gerade vor unserem Eintreffen gemolken. Wir mussten also nochmals hingehen, um herauszufinden, ob die Kuh ordentlich Milch liefern konnte, und wenn ja, wie viel.

Einige schlugen vor, wir sollten die Kuh nach Hause mitnehmen, einige Tage bei uns. behalten und erst dann entscheiden, ob wir die Kuh kaufen wollten oder nicht.

Andere sagten: "Geben Sie uns den halben Preis jetzt und den Rest im nächsten Monat !“ Wir verzichteten auf solche Angebote, gingen eines Tages zu einem Marwari-Geschäftsmann in der Nähe des Markts, kauften eine Kuh, zahlten den vollen Preis bar und gingen mit ihr Hause.

Obwohl wir in den anderen Fällen nach drei oder viermaliger Überprüfung immer nein gesagt hatten, entschieden wir uns gleich nach fünf Minuten für diese 'Marwari-Kuh. Wieso? Ein Verkäufer am Markt, der meine Eltern kannte, sagte ihnen, als sie bei ihm Gemüse kauften, dass jemand in seiner Nachbarschaft eine Kuh verkaufen wollte und brachte sie zum Besitzer hin. Die Leute waren gerade dabei, die Kuh zu melken. Man konnte sehen, wie der Eimer mit schäumender Milch überlief. So viel Milch hatten unsere Büffel nie geliefert. Meine Eltern sagten sofort: "Ja", zahlten eine Rupie als Anzahlung, am nächsten Tag den Restbetrag 299 Rupien und brachten die Kuh und ihr einen Monat altes Kalb zu uns nach Hause.

Sobald die Kuh bei uns ankam, malte meine Mutter einen safrangelben Punkt auf ihre Stirn, schwenkte ein Stück brennenden Kampfer und gab ihr den Namen "Lakshmi“**.

"Was? Lakshmi?" fragte ich..

"Ja, so wird die Kuh heißen", sagte sie.

"Nicht Lakshmi, Mutter. Sundar."

"Sundar?" "

Ja, Mutter. So haben sie die Kuh genannt."

"Sundar! Was ist das für ein Name?"

"So heißt diese Kuh. Hast du die Leute dort nicht gehört? Hast du nicht gehört, wie die Frau in dem Haus zu der Kuh sagte "Sundar, Sundar" und sie liebkoste? Hör mal und paßt mal jetzt auf!" "Sundar" rief ich.

Die Kuh drehte sich zu mir.

"Siehst du! Das ist ihr Name."

"Aber Sundar ist doch ein männlicher Name!"

"Vielleicht ist sie eine männliche Kuh", sagte ich.

"Unsinn! Sei doch kein Alleswisser!" erwiderte sie.

Es war nicht nur der Name "Sundar", der uns Kummer machte. Das. Euter der Kuh war ganz schwarz. Also ging es um die Frage, ob die Milch von einer Kuh mit schwarzem Euter doch nicht ausschließlich für den Gebrauch der Tempel gedacht war. Bis dahin ahnte ich nicht, dass es Kühe mit schwarzem Euter gibt, denn ich hatte mich nie mit diesem anatomischen Teil einer Kuh befaßt.

Genaugenommen, wie das Euter war, schwarz oder rosa, ist eine Kuh unleugbar eine Kuh und bleibt auch immer eine Kuh, und wenn ich hinzufügen darf, Milch ist jedenfalls immer weiß. Also genügt es, so wurde entschieden, wenn man einmal im Monat die Tagesausbeute dem Tempel für die Ablution des Gottes zur Verfügung stellt.

Damit die Kuh sich an ihren neuen Namen gewöhnen konnte, gingen wir oft in den Hinterhof und riefen ihr zu: "Lakshmi! Lakshmi!" Die Kuh schien das aber gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Sie schien jedoch sehr angespannt zu sein und bewegte sich unentwegt hin und her.

Es war abend. Wir machten uns daran, die Kuh zum ersten Mal zu melken. Der Mann, der unsere Büffel immer gemolken hat, sollte kommen und uns dabei helfen. Er kam aber nicht. Ausgerüstet mit einem großen Messinggefäß näherte sich meine Mutter der Kuh.

Ich band das Kalb los. Sobald es das Euter an den Mund nahm, daran lutschte und die Milch aus dem Euter zu strömen begann, zog ich das Kalb weg und band es an einem Pflock. Meine Mutter setzte sich hin neben der Kuh und fasste das Euter an. Die Kuh versetzte ihr einen Tritt.

Ich band das Kalb an dem Pflock fest und ging einen Strick suchen, um die Hinterbeine der Kuh zusammenzubinden. Wir hatten nie die Beine der Büffel festbinden müssen. Falls der Büffel keine Milch geben wollte, bewegte er sich von der Stelle fort, versetzte aber niemals einen Tritt.

Nachdem ich einen Strick gefunden und die Beine zusammengebunden hatte, gelang es meiner Mutter und mir, die Kuh langsam zu melken. Die Kuh wollte meine Mutter nicht in ihre Nähe kommen lassen. Ohne daran zu denken, daß sie eigentlich der Kuh liebevoll den Namen "Lakshmi" verliehen hatte, schlug meine Mutter sie hart, viermal aufs Gesicht und auf den Hintern. An diesem Abend gelang es uns, nur ein Fingerhut voll Milch zu ergattern.

Am nächsten Morgen war es genauso. Am Abend wurde es noch schlimmer. Den Tag danach gab es keinen einzigen Tropfen.

Nicht nur die Bösartigkeit dieser Kuh, sondern auch etwas anderes von ihr lernten wir kennen. Sie war bereits sechsunddreißig Stunden in unserem Haus, aber hatte sich überhaupt nicht hingelegt. Sie stand die ganze Zeit einfach da. Sie kaute die Linsen, Baumwollsamen und Kleie, die wir ihr vorsetzten, mit einer gewissen Gleichgültigkeit. Sie rührte auch sonst nichts an. Am nächsten Tag, als sie wieder großes Theater machte und keinen in ihre Nähe kommen ließ, entschloss ich mich, die Marwari-Familie aufzusuchen.

Jene Straße war voller Marwaris. Als gläubige Jains hatten sie schon vor der Dämmerung ihr Abendessen zu sich genommen und alle Lichter gelöscht. Alte Menschen hatten um ihren Mund ein Tuch gebunden. Ich ging auf eigene Gefahr durch den Vorhof, wo vier oder fünf Kühe lagen, trat nur einmal auf einen Misthaufen und konnte schließlich ausfindig machen, wo diejenigen wohnten, die uns die Bestie mit dem schwarzen Euter verkauft hatten. "Ihre Kuh gibt keine Milch", rief ich der Frau an der Tür zu.

"Habt ihr sie gefüttert?", kam eine Stimme von hinten, von einer Person, die sich hinter einem Stück Leintuch befand, das als Vorhang diente.

"Sie isst nichts und versetzt nur Tritte."

Die Frau drehte sich nach innen um und fing eine Tirade an, ihr Ton war recht laut. Dann ging sie in der Nachbarschaft herum und verbreitete die Nachricht.

"Sie lassen Sundar verhungern", schien sie zu sagen. Alle umzingelten mich. "Habt ihr kein Herz?", wollten sie wissen. "Könnt ihr eine Kuh nur essen? Ihr werdet bei Millionen Wiedergeburten mit dem Kopf nach unten in Flüssen von Feuern in der Hölle zum Sieden gebracht, wenn ihr eine Kuh verhungern lässt und somit tötet. Wisst ihr das nicht?"

Die Frau begleitete mich. Unterwegs erzählte sie in ihrer Sprache allen Leuten auf der Straße, dass ich ihre Kuh verhungern lasse. Ich konnte nicht begreifen, wieso ein Mensch stundenlang so etwas unermüdlich wiederholen konnte. Wir waren endlich bei uns zu Hause.

Die Kuh sprang auf, als sie die Frau sah, muhte, hob ihren Schwanz hoch und ließ Wasser. Dabei seufzte sie so, als ob sie die ganze Welt damit wegblasen konnte.

Die Marwari-Frau heulte "Sundar" und umarmte die Kuh. Sie nahm ihr Mundtuch weg, küßte die Kuh, pflückte einen Floh von einem ihrer Ohren, warf ihn auf den Boden und stampfte darauf. Sie liebkoste die Kuh: "Sundar, mein Schatz Sundar!" Dieser Anblick war jedem genug, um zu Tränen gerührt zu sein. Tatsächlich fingen meine Geschwister an, zu weinen.

Nur meine Mutter blieb hart wie Stein und schrie völlig unerwartet die Marwari-Frau an: "Warum habt ihr uns diese Bestie an den Hals gehängt? Raus mit unserem Geld und ab mit dem Vieh!"

"Wie kann eine Kuh Milch geben, wenn man sie verhungern lässt?", erwiderte die Marwari-Frau. "Ihr werdet bei Millionen Wiedergeburten mit dem Kopf nach unten in Flüssen von Feuern in der Hölle zum Sieden gebracht, wenn ihr eine Kuh so verhungern lässt und tötet. Wisst ihr das nicht?“

Keiner von uns wusste bis dahin, dass unsere Mutter so energisch werden konnte. Sogar die Marwari-Frau wurde vom Ausbruch unserer Mutter für etwa eine Viertelstunde zum Schweigen gebracht. "Gebt mir einen Topf!" sagte die Frau dann versöhnlich.

Ohne die Beine der Kuh festzubinden und nachdem sie dem Kalb ein paar Tropfen Milch gegönnt hatte, melkte die Frau die Kuh. Im Nu wurde ein Topf voll. Es gab sogar noch mehr für einen zweiten Topf. Meine Mutter hatte sich nun wieder beruhigt. Wir konnten alle in dieser Nacht Milch trinken, bevor wir ins Bett gingen.

Wer in der Nacht zum hinteren Teil unseres Hauses gehen wollte brauchte unbedingt eine Laterne, denn von der Küche führten dorthin etwa zehn bis zwölf Treppen hinunter. Erst dann war man wieder auf dem Grundstück. Im vorderen Teil des Hauses sah es anders aus. An der Haustür gab es nur zwei Treppen. Das Haus hatte man auf einem Grundstück gebaut, das sich vorne und hinten nicht auf gleicher Höhe befand. Man hatte nicht daran gedacht, es vorher einzuebnen. Der Kuhstall im Hinterteil des Hauses war von einer hohen Mauer umgeben. Eine massive Tür trennte die Küche und den Hinterhof.

Einer von uns schloß jeden Tag diese Tür ab, bevor wir alle ins Bett gingen. Mit Hilfe einer kleinen Laterne hatte ich an jenem Abend diesen Auftrag ausgeführt. Die Kuh mit dem schwarzen Euter lag kauend da und schaute sogar glücklich aus. Es sah so aus, als ob sie sich damit abgefunden hatte, mit uns zu leben. Ich sagte "Sundar" zu ihr, kratzte ihren Kopf und ging in das Haus zurück.

Das Geschrei meiner Mutter am nächsten Morgen rüttelte uns alle wach aus unseren Betten. Sundar hatte sich in der Nacht losgerissen. Als meine Mutter die Hintertür öffnete, lief Sundar im Nu alle Treppen herauf und stürmte in die Küche. Meine Mutter schrie. Mein Vater öffnete die Haustür vorne mit der Hoffnung, jemand zu finden, der dieses gemeine Geschöpf überwältigen könnte. In dem Augenblick, wo die Tür aufgemacht wurde, sprang Sundar aus dem Haus und lief weg. Während wir uns überlegten, ob wir sie verfolgen sollten und welche Chancen wir hatten, sie wieder einzufangen, galoppierte sie davon Richtung Markt und war nicht mehr zu sehen.

Meine Mutter verfluchte die Marwari-Frau, fluchte über die Kuh, beschimpfte den Gemüseverkäufer und schalt mich auch obendrein. Ich hatte ja immerhin versagt, die laufende Kuh mit einem Stock zu schlagen und zur Umkehr zu bewegen. Nach einer halben Stunde verließ ich das Haus, das Kalb mit mir ziehend und mit einem Topf in meiner Hand.

Die Marwari Frau schrie mich mächtig an. Irgendwie hatte ich mittlerweile Schuldgefühle in der ganzen Angelegenheit. Eigentlich gab es keinen Grund dafür. Wir hatten die Kuh gekauft, nur weil die Frau sie verkaufen wollte. Wir gaben ihr auch den Preis, den sie verlangte, keine Rupie weniger. Woher nahm sie sich das Recht, uns anzuschreien?

Aber an das alles dachte ich nicht. Im Gegenteil, ich gab klein bei und fragte: "Darf ich die Kuh melken?" Die Frau sagte majestätisch, als ob sie mir ein Königreich schenkte: "Sie dürfen." Sieben oder acht Bengel und fünf bis sechs Erwachsene standen nun herum und schauten mir beim Melken zu. Ich war darüber erstaunt, dass Sundar mir keinen Tritt versetzte. Als ich zu Hause ankam, fragte mich meine Mutter: "Wo ist die Kuh?" Ich zeigte ihr die Milch vor. Sie nahm sie und fragte nochmals: "Wo ist die Kuh?"

"Ich konnte die Kuh nicht mitbringen. Ich werde sie heute Abend holen", sagte ich.

Meine Mutter schaute mich skeptisch an. Sie forderte meinen Vater auf, von der Marwari Frau, der Hexe, das Geld, was sie uns abgeknöpft hatte, sofort zurückzuholen. Mein Vater sagte nichts.

Als ich am Abend zurückging und die Kuh melkte, gab es sehr wenig Milch. Hinzu kam, dass sie stank. Der Grund dafür war mir nicht sofort klar. Ich habe ihn später erfahren.

Sundar hatte sich den ganzen Tag auf den Straßen herumgetrieben und ausnahmslos allen Gemüseläden und Mülltonnen große Beachtung geschenkt. Die Marwari-Frau hatte der Kuh nichts zum Fressen gegeben. Diese Verantwortung wurde eben auf etwa dreihundert Gemüseverkäufer unserer Stadt und die fünf oder sechs Mülltonnen auf dem Marktplatz übertragen.

Dieses Mal, obwohl meine Mutter mehrere Gründe hatte, auf mich zu schimpfen, faßte ich Mut und sagte meine Meinung: "Laß die Kuh dort bleiben, Mutter", sagte ich, "Sie scheint sich nur dort wohl zu fühlen."

"Red keinen Unsinn! Haben wir für die Kuh bezahlt, damit sie bei anderen Leuten bleibt? Warum hat diese hinterhältige Frau unser Geld angenommen? Stattdessen jedes mal dorthin gehen, um die Kuh zu melken, können wir ja Milch von anderswo kaufen. Wieso soll die ah dort bleiben? Ich bin sicher, diese Frau nimmt sich die Hälfte unserer Milch weg. Warum sagt sie kein Wort, wenn ich sage: "Gib mir mein Geld wieder und nimm deine verdammte Kuh zurück!"?"

Mein Vater sprach kein Wort mehr in dieser Angelegenheit. Es wurde beschlossen, dass ich am nächsten Tag die Schule schwänzen sollte, um mit meiner Mutter dorthin zu gehen und die Kuh notfalls mit Gewalt zurückzuholen.

Am nächsten Tag früh am Morgen ging ich wieder hin und melkte die Kuh. Auch dieses Mal gab es zu wenig Milch. Die Frau meinte, das Kalb hätte zu viel Milch getrunken. Die Milch stank fürchterlich.

Nach dem Mittagessen sagte meine Mutter: "Komm mit!" Ein 'Erdbeben' verursacht von zwei Frauen stand bevor. Ich sollte als Zuschauer und Mitbeteiligter dabei sein. Ich konnte diese Verantwortung nicht von mir abschütteln. Halbwegs benommen begleitete ich meine Mutter in der Hitze zum Markt, der anderthalb Meilen von unserem Haus entfernt lag.

Die Erde bebte. Alle in der Marktgegend versammelten sich im Haus der Marwari Familie. Beide Frauen schrien sich in zwei verschiedenen Sprachen und zwar jeweils in ihrer höchsten Tonlage an. Ich hatte das Gefühl, dass meine Mutter die Oberhand behielt. Jedes Mal als meine Mutter sagte: "Heraus mit meinem Geld und dann können Sie sich wieder an Ihre verdammte Kuh klammern!", sah die Marwari-Frau etwas verdutzt aus.

Fünfzig Leute, die dort herumlungerten, bewirkten am Ende einen Kompromiss. Wir durften die Kuh mitnehmen. Aber würde sie mitkommen?

Jedes Mal, als ich mich der Kuh näherte und versuchte, sie loszubinden, lief die Marwari-Frau zu ihr, umarmte sie und heulte. Aber sie entfernte sich von Sundar, sobald meine Mutter ihre Aufforderung wiederholte: "Heraus mit dem Geld!" Mittlerweile sprang die Kuh wild herum und ließ mich nicht in ihre Nähe kommen.

Meine Mutter hatte blitzartig eine Idee. Sie sagte: "Hol mal einen Ochsenkarren!". "Wie willst du Sundar auf den Karren laden?", fragte ich.

"Spar dir deine Wörter, du Klugscheißer! Ich will, daß du sofort einen Ochsenkarren holst!", brüllte sie mich an.

Sobald der Ochsenkarren da war, hob meine Mutter das Kalb hoch. und stieg mit um in den Karren ein. Sie wollte, dass ich auch einstieg. Sie bat einen der Zuschauer, Sundar loszubinden und ihr den Strick zu geben. Sie band den Strick an die Metallstange fest, die hinten am Karen angebracht war. Ich erwartete jeden Augenblick, das Sundar sich losriss. Aber die Kuh folgte dem Karren artig, als dieser sich bewegte.

In den darauffolgenden zwei Wochen riß sich Sundar fünf oder sechsmal los und rannte weg zu der Marwari-Familie. Ich brachte sie jedes Mal zurück – unter Einsatz eines Ochsenkarrens, versteht sich! Ich konnte in gewisser Hinsicht verstehen, daß Sundar lieber auf dem Gemüsemarkt frei herumlaufen und in den Mülltonnen herumwühlen wollte, als friedlich in einem großen Stall zu liegen und Gras, Baumwollsamen und Ölkuchen zu kauen. Ihre Bereitschaft, durchaus auf ihr einjähriges Kalb zu verzichten, zeigte, wie wichtig der Lärm auf dem Marktplatz für ihre Existenz war! Immerhin sind die Menschen nicht in der Lage, für eine gute Sache ihre Natur zu ändern. Ist es denn nicht ungerecht, von einer Kuh zu verlangen, dass sie ihre Natur ändert, jedes Mal, wenn sie den Besitzer wechselt?

Als Besitzer einer Kuh hatten wir bald genug davon. Wir hatten die geringste Aussicht, von der Marwari-Frau unser Geld zurückzubekommen. Aber die Kuh riß sich weiterhin bei jeder Gelegenheit wieder los, lief zurück zu ihrer ehemaligen Besitzerin, um sie zu lecken. Sie lieferte auch immer weniger und weniger Milch. Es war doch eine Kuh mit schwarzem Euter. Vielleicht sah es auch mittlerweile mit unserer Sündenlast nicht gut aus? Wir hatten ja an allen diesen Tagen ihre Milch getrunken! Lieber verkaufen!

In der Tat kam einer, um die Kuh zu kaufen. Eine Seele von einem Menschen! Wir sagten ihm, wir hätten die Kuh für 350 Rupien gekauft und würden sie für 300 Rupien verkaufen. Ohne viele Worte zu machen, war er sofort einverstanden. Eines Abends kam er mit zwei Leuten und nahm das Kalb und die Kuh mit.

Diese Nacht fragte ich meinen Vater: "Hast du erzählt, dass Sundar sich oft losreißen und zu der Marwari-Familie rennen wird?" Mein Vater war in anderen Gedanken und antwortete nicht. Das war nicht normalerweise sein Stil. Ich fragte die Mutter. Sie schäumte vor Wut und sagte: "Sundar, Sundar! Was soll das? Seien wir froh, dass wir den Fluch losgeworden sind!"

"Schon gut, aber habt ihr dem neuen Besitzer Bescheid gesagt, dass er auf dem Markt suchen soll, falls die Kuh wieder mal verschwindet?" Die Mutter beantwortete diese Frage nicht und schimpfte auf mich: "Sundar! Sundar! Eigentlich soll die Kuh heißen "Bandhar***".

"Gott sei Dank!", dachte ich, "So etwas hat sie nicht im Haus der Marwari-Familie gesagt!" Wenn das der Fall wäre, hätte die Marwari-Frau sicher fürchterlich geheult wie eine Mutter, der man gesagt hat, ihr Kind sei doch ein Affe! Ich war derjenige, der die Hintertür immer abschloss, Sundar schenkte mir keine Beachtung während des ganzen Tumults. Ich war derjenige, der sie immer mit Namen anredete und zu ihr auch liebevoll sprach. Irgend etwas in ihrem Wesen muss mich fasziniert haben.

Ich hatte Mitleid mit ihrem neuen Besitzer. Ohne ein Wort zu sagen, hatte er das Geld abgezählt, uns gegeben und die Kuh mitgenommen. Wer weiß, ob sie immer noch bei ihm im Stall war oder sich bereits losgerissen auf dem Weg zum Markt befand?

In meiner Schlaflosigkeit dachte ich immer wieder, Sundar wird sich wohl von ihrem neuen Besitzer getrennt haben und zu der Marwari-Familie gelaufen sein. Sicher würde der Mann morgen auf der Suche nach seiner Kuh bei uns erscheinen. Vielleicht sollte man einen Ochsenkarren schon von hier mieten. Vielleicht ist der Mann gerade jetzt auf dem Weg hierher zu uns.

Als ich am nächsten Morgen die Haustür öffnete, war der Mann nicht da. Mit einem abgerissenen Strick, der von ihrem Hals herunter hing, stand Sundar vor mir.

(1) Special thanks to Mrs. Kamala Iyer who helped to arrange this text bilingually.